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Artikel vom
18.09.2016
Partnerschaft


Für Andreas Otto ist alles in Butter. Soeben hat der Kaufland-Hausleiter mit Gunter Fiedler von der Josephinenschule im Markt im Einkaufszentrum Sachsen-Allee eine Lernpartnerschaft unterschrieben. "Zu beider Vorteil", sagt Otto, während Oberschulleiter Fiedler zufrieden nickt.

Wie die Partnerschaft aus der Warte der Bildungseinrichtung aussehen soll, ist für Fiedler klar: Er und seine Stellvertreterin Ramona Adam, die die Berufsorientierung koordiniert, wollen die Quote jener verringern, die nach der Schule zwar eine Lehre beginnen, sie dann aber abbrechen. 2014 - aus dem Jahr stammen die aktuellsten Zahlen der Arbeitsagentur - beendeten im Freistaat 26,7 Prozent der Lehrlinge ihre Ausbildung ohne Abschluss. Chemnitz lag im Landesschnitt und damit 2,1 Prozentpunkte über dem der Republik. 29 Prozent der Frauen gaben 2014 in Sachsen vorzeitig auf und mehr als ein Viertel der Männer - die meisten im ersten Lehrjahr. Als Gründe, die Ausbildung abzubrechen, geben Betroffene laut Arbeitsagentur vorrangig schlechtes Betriebsklima an, zudem Konflikte mit Ausbildern, aber auch falsche Vorstellungen vom Beruf.

Genau dort wollen Schulleiter Gunter Fiedler und seine Kollegen ansetzen. Deshalb sind sie auf eine Offerte der Einzelhandelskette eingegangen, die Schülern "frühzeitig Einblicke in die Welt des Handels" bieten will. Die Kooperation ergänze eine seit 2007 mit dem Energieversorger Eins bestehende. Das grundlegende Ziel dieser Partnerschaften sei es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, worauf Arbeitgeber je nach Branche Wert legen, wie der Arbeitsalltag funktioniert, wie Berufsbilder aussehen, wo Qualifizierungsmöglichkeiten bestehen. Dazu könnten bei der neuen Partnerschaft zunächst Schüler in kleinen Gruppen durch den Markt geführt werden, um die Abläufe kennenzulernen. Workshops und Berufspraktika seien möglich, sagt Marktleiter Otto. Ganz oben auf der Kaufland-Agenda stehe die Nachwuchsgewinnung - für Ausbildungen zum Verkäufer oder Einzelhandelskaufmann etwa.

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Der Neuntklässler Oliver Sachsze hat schon Praktika absolviert. Der Schülersprecher der Josephinenschule interessiert sich für Mode und Menschen. Deshalb sammelte er Erfahrungen bei einer Bekleidungskette und in einem Hort - im Hinterkopf mit der Frage: "Kann ich mir das ein Leben lang vorstellen?" Sein Fazit vorläufig: "Mit Kindern zu arbeiten macht mehr Spaß."

Von Michael Kunze erschienen am 06.07.2016
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