12.06.2016
Freie Presse Freitag, 10. Juni 2016
Am Ende ist es noch einmal aufregend geworden. Vor der letzten Prüfung in Kunsterziehung hat Sarah Fischer mehr gelernt
als üblich. Eine Woche hat sie gepaukt, "obwohl ich den Stoff nach zwei Tagen verinnerlicht hatte", sagt sie. Aber nachdem
feststand, dass auf dem Zeugnis der Zehntklässlerin der Josephinen-Oberschule in allen anderen Fächern die Note 1 stehen
würde, habe sie sich etwas unter Druck gesetzt. "Deshalb war die Erleichterung hinterher auch sehr groß", sagt die
Oberschülerin.
Grundsätzlich sei es gar nicht ihr Ziel gewesen, ein Zeugnis mit ausschließlich Einsen zu schaffen, sagt die 16-Jährige.
Sie wollte die Schule einfach nur gut abschließen. Im Vorjahr erhielt sie in Sport eine Zwei, auch in Geschichte habe sie
schon einmal keine Eins bekommen. Und dieses Jahr kämpfte Sarah Fischer wieder mit einem Zitterfach. In Englisch war es
knapp. "Vor allem die mündliche Prüfung war nervenaufreibend. Zum Glück haben die Vornoten geholfen", sagt Sarah Fischer.
Die seien sowieso die Basis ihres Traumzeugnisses, findet sie. Denn wie ist ein Einser-Zeugnis zu schaffen? "Mit guten
Vorzensuren und Lernen vor jeder Arbeit. Und man sollte auch in den Vorjahren etwas gemacht haben", sagt sie. "Sarah hat
über die Jahre immer sehr gute Leistungen gebracht - ein Glücksfall", sagt Schulleiter Gunter Fiedler. Seit 1992 steht er
der Josephinenschule in Schlosschemnitz vor. In diesem knappen Vierteljahrhundert ist Sarah Fischer die erste Schülerin der
Bildungsstätte, die einen Notendurchschnitt von 1,0 erreicht hat. "Sie hätte nach der sechsten Klasse einen Antrag auf einen
Wechsel zum Gymnasium stellen können", sagt Fiedler.
Warum hat sie es nicht getan? "Weil meine ganzen Freunde hier an der Schule gewesen sind", erklärt die junge Frau. Und nicht
nur die. Zwillingsschwester Kim besucht die gleiche Klasse. Auch sie darf sich über ein sehr gutes Zeugnis mit einem
Notendurchschnitt von 1,3 freuen.
Insgesamt erreichten dieses Jahr drei Chemnitzer Oberschüler einen Durchschnitt von 1,0, sagt Pressereferent Lutz Steinert
von der Sächsischen Bildungsagentur. 2015 hatte das keiner geschafft.
Wehmut, die Schule nach sechs Jahren zu verlassen, kommt bei Sarah Fischer nicht auf. "Es ist gut, eine Etappe
abzuschließen, etwas geschafft zu haben." Kim und sie freuen sich auf die Ferien. Ausflüge, frei haben, ausschlafen - so
lautet das Programm der nächsten Wochen.
Gemeinsam zieht es die Fischer-Schwestern danach aber doch noch auf ein Gymnasium. Ab August besuchen sie das berufliche
Gymnasium auf dem Kaßberg, wo sie in drei Jahren das Abitur ablegen wollen. Und natürlich sind ihre Eltern stolz auf die
guten Leistungen der Töchter. "Über die Eins in Kunst hat sich meine Mutti mehr gefreut als ich", sagt Sarah. Dort musste
sie übrigens zum Thema Graffiti sprechen.
Von Sandra Häfner
erschienen am 10.06.2016
© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG
Kultusministerin Brunhild Kurth hat am Montag (20.06.2016) im Sächsischen Landtag die 104 besten Absolventen der Oberschulen aus ganz Sachsen ausgezeichnet. Als Anerkennung für ihren hervorragenden Abschluss erhielten die 71 Mädchen und 33 Jungen eine Urkunde, ein Glückwunschschreiben des Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich sowie ein Präsent der Wirtschaftsvertreter (PowerBank).
Für die besondere Auszeichnung muss auf dem Zeugnis in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch sowie in mindestens weiteren 10 Fächern die Note 1 stehen und keine Note der restlichen Fächer darf schlechter als 2 sein. 21 der Jugendlichen hatten in allen Fächern die Note 1.
Kultusministerin Brunhild Kurth: "Auf ihren Abschluss an der Oberschule können die Schüler stolz sein. Ihnen stehen nun alle Türen offen. Ob als Praktiker in der Wirtschaft oder als Abiturient am Beruflichen Gymnasium und später als Student an der Universität, die Schüler können ihren Weg selbst bestimmen." Mit Blick auf die gesellschaftlichen Tendenzen in Richtung "Höher, Schneller, Weiter" mahnte die Ministerin an: "Das Abitur als einzig wahren Bildungsweg zu sehen, ohne die individuellen Neigungen des Kindes im Blick zu haben, ist ein fataler Irrweg, unter dem die Schüler leiden. Die Vielfalt und Qualität der Oberschule wird bedauerlicherweise noch zu oft unterschätzt."
In ihrer Festrede dankte die Ministerin auch den Lehrern, die einen großen Anteil am Erfolg ihrer Schüler haben. "Unsere Lehrer haben die Schüler bestens auf den Abschluss vorbereitet. Sie motivieren, unterstützen, sind Ansprechpartner für Probleme und geben mehr als nur das nötige Wissen an ihre Schützlinge weiter, damit sie für die Zukunft gerüstet sind. Dafür gilt mein herzlichster Dank!"
Insgesamt hatten in diesem Schuljahr 17.200 Schüler an den Abschlussprüfungen teilgenommen, 14.700 davon für den Realschulabschluss und 2.500 für den qualifizierten Hauptschulabschluss. Die besten Hauptschüler werden in den Regionalstellen der Sächsischen Bildungsagenturen ausgezeichnet.
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