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Artikel vom
24.02.2016
Pläne für Oberschul-Erweiterung stoßen vor Ort auf Skepsis


Die Josephinenschule soll ihr zweites Haus zurückerhalten - saniert und barrierefrei ausgebaut. Vom Direktor gibt es für die Vorbereitung des Projekts keine guten Noten.



Freie Presse Chemnitz - Von Michael Müller - erschienen am 05.02.2016

Schlosschemnitz
Zwischen Josephinenplatz und Agnesstraße soll nach sieben Jahrzehnten wieder zusammenwachsen, was früher schon einmal zusammengehörte: Die beiden Teile der 1898 eröffneten Bezirksschule - zwei der für die Gründerzeit in Chemnitz typischen Ziegelbauten, einer für Knaben und einer für Mädchen - werden künftig wieder gemeinsam als eine Oberschule genutzt. Die Kapazität der Josephinenschule wird dadurch laut Rathaus von derzeit zwei auf drei Klassen pro Jahrgang wachsen - mit einer Reserve für die eine oder andere zusätzliche Klasse. Im laufenden Schuljahr besuchen die Einrichtung nach Angaben der Schulleitung rund 280 Schüler. Allgemein wird für die kommenden Jahre in ganz Chemnitz ein deutlicher Anstieg der Schülerzahlen erwartet.
Zunächst aber stehen in dem neu hinzukommenden Schulhaus an der Agnesstraße noch eine Reihe von Bauarbeiten an. Der denkmalgeschützte Bau war zuletzt Berufsschule und diente als Ausweichobjekt. Derzeit steht er leer. Ab kommendem Monat, erläutert Falk Reinhardt, seit gut einer Woche Leiter Gebäudemanagement und Hochbau der Stadtverwaltung, soll das Haus für knapp 4,4 Millionen Euro gründlich saniert werden. Auch ein neuer Verbindungsgang zur Schule am Josephinenplatz ist vorgesehen. Die ersten Klassen könnten zum Start des Schuljahres 2017/18 aufgenommen werden, sagte Reinhardt in dieser Woche auf einer Beratung mit Lehrern der Josephinenschule sowie Schüler- und Elternvertretern.
Dort allerdings blies ihm und den anderen für die Pläne Verantwortlichen der Wind kräftig ins Gesicht. Das Schulteam fühlt sich vor vollendete Tatsachen gestellt, bezweifelt den Sinn von Teilen des Vorhabens und hätte sich gewünscht, es wäre früher in die Planungen einbezogen worden. "Die Kommunikation bisher war Note mangelhaft bis schlecht", urteilt Schulleiter Gunter Fiedler.
Knackpunkt: Weil die Schule mit Fördergeld vom Freistaat hergerichtet wird, muss sie eine Reihe vorgegebener Kriterien erfüllen, vom Brandschutz über die Barrierefreiheit bis zur Raumplanung. Somit wird die Schule nicht nur ein zusätzliches Treppenhaus und einen Fahrstuhl erhalten, sondern auch eine Reihe von Räumen, die im Nachbarschulhaus bereits vorhanden sind und nach Überzeugung der Lehrer eigentlich kein zweites Mal benötigt werden. Anderes wiederum ist, weil das Budget dafür nicht ausreicht, vorerst nicht vorgesehen - obwohl es eigentlich dringend gebraucht würde, zumal bei steigenden Schülerzahlen: eine Cafeteria beispielsweise, eine Aula, vor allem aber eine vernünftige Sporthalle. Die jetzige reiche künftig definitiv nicht mehr aus und befindet sich obendrein in einem problematischen Zustand, heißt es. Der aber kann laut Rathaus erst behoben werden, wenn die Sanierung an der Agnesstraße geschafft ist.
"Wie soll das am Ende funktionieren?", fragen sich die Lehrer. "Das wird die Praxis zeigen", sagt Reinhardt. Anregungen und Hinweise seien willkommen; nicht zuletzt auch, was erwartete Auswirkungen auf die Schule am Josephinenplatz betrifft. Um diese und weitere Themen soll sich nun eine gemeinsame Arbeitsgruppe kümmern. Schulleiter Fiedler: "Die Frage der Sporthalle drängt am meisten."



Investitionspakete, Fördermittel, Online-Abstimmung

Investitionspakete, Fördermittel, Online-Abstimmung
Die Erweiterung der Josephinenschule in Schloßchemnitz ist Teil eines 37 Millionen Euro umfassenden Maßnahmepakets, das der Stadtrat in seinen Grundzügen bereits im Herbst 2013 beschlossen hat. Es beinhaltet außerdem die Sanierung der Grundschule Borna, der Rosa-Luxemburg-Grundschule am Brühl, der Flemming-Grundschule, des Sportinternats an der Reichenhainer Straße sowie von Teilen der Richard-Hartmann-Berufsschule in Altchemnitz, der Sprachheilschule "Ernst Busch" und des Abendgymnasiums (beide in Markersdorf).
Bereits in den Jahren 2013 und 2014 waren in der Stadt rund 40 Millionen Euro in Schulbauprojekte investiert worden. Die Chemnitzer konnten zuvor auf einer Online-Plattform abstimmen, welche Vorhaben als erste in Angriff genommen werden sollen. Für diese wurden dann Fördermittel beantragt. (micm)

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